8Rousseau war zweifellos ein genialer Geist, der alle tradierten Werte in Frage stellte. Sein ganzes Leben lang war er vor allem eines: Dagegen So war er gegen die Monarchie, gegen die Kirche, gegen den bestehenden Staat, gegen die Ungleichheit, gegen die traditionelle Kindererziehung, gegen die Ehe und nat rlich gegen den technischen Fortschritt und die Zerst rung der Natur. Modern formuliert k nnte man sagen, er war ein professioneller Aufwiegler. Sein Markenzeichen war sein Widerspruchsgeist. Die meiste Zeit seines Lebens befand sich Rousseau auf Wanderschaft oder auf der Flucht. Mal wurde er von der Kirche, mal von Regierungen verschiedener Nationen gejagt. Doch alle Haftbefehle gegen ihn nutzten nichts. Rousseau schrieb das Buch der "Staatsvertrag", bereitete mit seiner radikalen Forderung nach Demokratie die Franz sische Revolution vor und wurde durch seine ber hmten Diskurse zur Umweltzerst rung und Entfremdung von der Natur zum Pionier des kologischen Denkens. Und nicht genug damit: Am Ende begr ndete er auch noch eine neue revolution re P dagogik, die wir heute als "antiautorit re Erziehung" kennen. Das Buch "Rousseau in 60 Minuten" erkl rt anhand von ber siebzig Zitaten die Kerngedanken seines Werkes. Den entscheidenden Impuls bekam er auf dem Weg zu seinem Freund Diderot, der gerade im Gef ngnis einsa . Im Gehen las Rousseau die Zeitung "Mercure de France". Die Leser wurden aufgefordert, die Preisfrage zu beantworten, ob die Menschen mit zunehmendem Fortschritt auch moralisch besser w rden? Alle antworteten mit "Ja". Au er Rousseau. Der Mensch, so schrieb er, sei von Natur aus gut; b se w rde er erst durch die Gesellschaft und die Zivilisation. Mit dieser provokativen These gewann er und wurde in ganz Europa ber hmt. Denn er hatte als erster Philosoph das Problem der gesamten modernen Welt erkannt. Der edle Wilde, streift noch frei durch die W lder. Wir verbringen unser Leben in viereckigen B ros und verlieren mehr und mehr unsere Instinkte und unsere