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0Die gro e philosophische Entdeckung von Habermas ist furios und bescheiden zugleich. Furios, weil Habermas fast zweihundert Jahre nach den gro en Geschichtsphilosophen Hegel und Marx noch einmal versucht, den Sinn der gesamten Menschheitsgeschichte zu entschl sseln und aufzeigt, dass es ein vern nftiges Entwicklungsziel gibt; bescheiden, weil er die M glichkeit der Menschheit, die Zukunft vern nftig zu gestalten ohne jedes Pathos beschreibt und aus einem Alltagsph nomen herleitet: der Sprache. Nicht mehr der Weltgeist wie bei Hegel oder der Klassenkampf wie bei Marx, sondern die Sprache ist der eigentliche Motor der Entwicklung. Denn die sprachliche Verst ndigung, so Habermas, wird in ihrer Entfaltung die gesamte Menschheit miteinander verbinden. In der Struktur unserer Sprache ist n mlich bereits der Wunsch nach einem zwanglosen Austausch und einer immer weiter gehenden Verst ndigung angelegt. Denn sobald ein Mensch irgendwo auf der Welt mit einem anderen spricht, kann er nicht anders, als bewusst oder unbewusst vier universale Geltungsanspr che zu stellen und einzuhalten. Zum Beispiel will jeder, wenn er spricht, auch verstanden werden. Was so einfach beginnt, endet in einer umfassenden Entwicklungshypothese. Im kommunikativen Handeln und somit in der Sprache ist, so Habermas, ein hartn ckiger Vernunftanspruch angelegt, selbst wenn dieser immer wieder unterdr ckt wird. Zwingt uns die Sprache tats chlich zur M ndigkeit? Gibt es eine solche emanzipatorische Kraft oder ist die Sprache am Ende doch nur ein neutrales Werkzeug? Und wenn die Sprache tats chlich die Menschheit zusammenwachsen l sst, warum gibt es dann noch Kriege? Habermas beantwortet all diese Fragen. Dar ber hinaus empfiehlt er uns den herrschaftsfreien Diskurs. Die Sprache enth lt zwar den Keim und das Ziel der weltweiten Verst ndigung, aber dieser Prozess ist kein Selbstl ufer. Wir k nnen, so Habermas, die Voraussetzungen daf r schaffen, dass sich die kommunikative Rationalit t st rker entfalten kann.